AntragVII-A-06372

Durchstich zwischen Karl-Heine-Kanal und Elster-Saale-Kanal endlich realisieren!

 

Sehr geehrter Oberbürgermeister Jung,

wertgeschätzte Bürgermeister und Ratsmitglieder,

ehrenwerte Bezirksbeiräte und Ortschaftsräte,

liebe Gäste im Saal und vor den Bildschirmen!

 

Die Idee, Leipzig mit den Flüssen in Mitteldeutschland zu verbinden, stammt schon aus dem 16.Jahrhundert und wurde auch damals realisiert. Die Kanäle verbanden Pleiße, Weiße Elster mit der Saale und dienten dem Holztransport. Der Floßgraben im Süden von Leipzig ist eine heute noch aktive Wasserverbindung, die vor rund 450 Jahren mit einfachen Mitteln erbaut wurde und von der Schaffenskraft der damaligen Menschen zeugt.

 

Der erste König von Sachsen, Friedrich August I., plante Anfang des 19.Jahrhunderts einen zeitgemäßen Kanal von Leipzig an die Saale. Die Napoleonischen Befreiungskriege (1805-1815) beendeten dieses weit gedachte Projekt.

 

Der Leipziger Ratsherr und Unternehmer Karl Heine ließ von 1856-1898 auf eigene Kosten den nach ihm benannten Karl-Heine-Kanal im Westen von Leipzig errichten. Er beginnt in Leipzig-Plagwitz am Fluss Elster und endet in Leipzig-Lindenau am Lindenauer Hafen. Diese künstliche Wasserstraße sollte nach seiner Vollendung die Elster mit der Saale bei der Stadt Merseburg verbinden.

 

1933 wurde das Projekt wieder aktiv vorangetrieben. Kriegsbedingt ist der Weiterbau im Jahre 1943 eingestellt worden. Seit dieser Zeit endet der Kanal nach der Ortslage Günthersdorf, auf der Höhe der Bundestraße 181.

 

Obwohl es eine grundsätzlich schriftlich fixierte Absichtserklärung der Oberbürgermeister von Leipzig und Halle mit den betroffenen Landräten in Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt, die Vollendung des Kanals dieses spannenden Projektes geht nicht voran.

 

Welchen Zweck hat dieses gesamte Wasserbauprojekt?

Der Spruch „Von der Elster (Leipzig) an die Alster!“ (Hamburg) verdeutlicht die touristischen Möglichkeiten. Menschen, die mit Paddel- oder Ruderbooten sowie Kleinseglern und Kajütschiffen dieser Wasserverbindung potenziell nutzen können, erleben dann einen Mix aus Abenteuer und Kultur. In den Städten Halle (Saale) und Magdeburg (Elbe) können sie unterwegs auf geschichtsträchtigen Pfaden der deutschen Romanik, Gotik und Barock wandeln. Durch den Mittellandkanal (Wasserstraßenkreuz Magdeburg) wäre Leipzig mit dem Rhein (Dortmund) im Westen und der Oder (Schwedt) im Osten verbunden.

 

Da der Rhein bekanntlich über den Main (Mainz) und den Main-Donau-Kanal (Regensburg) mit der Donau verbunden ist, könnten erlebnishungrige Wassersportler von Leipzig bis nach Wien schippern. Wem das noch nicht genug ist, der fährt dann auf der Donau weiter über Pressburg, Budapest, Belgrad und Galatz bis ins Donaudelta.

 

Gleichfalls kann Leipzig und Umgebung, neben seinem Seenland im Süden (Cospudener See, Markkleeberger See, Störmthaler See, Zwenkauer See) und im Norden (Schladitzer See, Werbeliner See), zu einer echten Wasserstadtlandschaft gestaltet werden.

Wassertouristen aus Europa haben dann in meiner Heimatstadt einen Stadthafen, der 2023 voll funktionsfähig sein soll, für ihre Schiffe und Boote und genießen dann auf kurzen Wegen das reichliche Kulturleben und “atmen“ über 1000 Jahre Leipziger Stadtgeschichte. Dies wird für viel Unternehmer, nicht nur im Gastgewerbe, einen erhöhten Umsatz bringen; von dem alle im Leipziger Raum profitieren.

 

Die Verbindung vom Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer Hafen wurde nach einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2012 im Jahre 2015 vollendet. Somit hat Leipzig hier einen richtigen Etappensieg vollendet. Die Verbindung vom Hafen zum Elster-Saale-Kanal ist demnach logisch.

 

Warum habe ich diesen Antrag zum Durchstich vom Lindenauer Hafen zum Elster-Sale-Kanalgestellt? Eine große Mehrheit der Leipziger unterstützt dieses Langzeitprojekt. Auch wenn die Stadtverwaltung schon tätig war, sind in den letzten 10 Jahren keine wesentlichen Fortschritte erzielt worden und auch mögliche Fördergelder nicht abberufen worden; wie ich dies als Mitglied des 19.Deutschen Bundetages erfahren habe.

 

Ein erarbeitetes Konzept: „Das Tourismuswirtschaftliche Gesamtkonzept für die Gewässerlandschaft im mitteldeutschen Raum“ belegt, dass die Vollendung des Elster-Saale-Kanals in seiner Gesamtbetrachtung für alle Beteiligten von Vorteil ist. Das Konzept wurde durch die Ratsversammlung der Stadt Leipzig am 26.08.2016 beschlossen und darüber hinaus von 14 Mitgliedskommunen des Grünen Ringes Leipzig als Handlungsgrundlage per Gremienbeschluss verabschiedet

 

Wenn derzeit keine länderübergreifende Zusammenarbeit möglich ist, so kann Leipzig den Durchstich zwischen Hafen und Kanal im Alleingang schaffen, denn die betreffende Fläche liegt auf unserem Hoheitsgebiet und ist Eigentum der Stadt Leipzig.

 

Dieser Durchstich ist auch eine Signalwirkung für die ewigen Zweifler oder Bedenkenträger, die an eine Vollendung des Elster-Saale-Kanals nicht glauben oder glauben wollen.

 

Selbst die Entscheidungsträger der derzeitigen Bundesregierung haben die Bedeutung des Wassertourismus erkannt. Hier ein kurzer Auszug aus dem Koalitionsvertrag aus den Seiten 29 und 30 zum Thema Tourismus:

“Der inländische Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit großem Zukunftspotenzial, besonders im ländlichen Raum. Wir nehmen den Prozess zur nationalen Tourismusstrategie wieder auf, verbessern die Koordinierung der Tourismuspolitik, um den Tourismusstandort Deutschland nach der Corona-Krise nachhaltig, klimafreundlich, sozial gerecht und innovativ zu gestalten.

Für einen nachhaltigen, naturverträglichen Tourismus unterstützen wir einen verstärkten Ausbau der passenden Infrastruktur, besonders bei Wander-, Rad- und Wassertourismus.“

Seit dem Jahr 1999 gibt es den Verein “Wasserstadt Leipzig“, der für seine aktive Rolle in Leipzig bekannt ist. Seit 20 Jahren gestaltet er das Leipziger Wasserfest, seit 15 Jahren das Entenrennen, organisiert den Brückenlauf und viel ehrenamtliche Gewässerreinigungen.

 

Seit 2007 gibt es den Elster-Saale-Kanal Förderverein; dessen Motto lautet: „Von der Elster an die Alster!“ Diese Idee unterstützen viele Wassersportler aus dem mitteldeutschen Gebiet.

 

Diese beiden Vereine, als Beispiele genannt, stehen symbolisch für die große aktive Gruppe von Menschen, die unser Stadtleben bereichern und sich für die Vollendung des Kanals einsetzen, auch wenn es in Etappen ist.

 

In diesem Fall finde ich es gut, dass die Stadträtin Dr. Sabine Heymann und Stadtrat Andreas Geisler meinen Antrag aufgegriffen haben und ihn in viel Dingen inhaltlich ergänzten. Somit werden weitreichende Empfehlungen oder Forderungen im Interesse der Menschen in Leipzig an die schon tätige Stadtverwaltung und ihre Entscheidungsträger gestellt.

 

Sofern die Ersetzung meines Antrages als weiterführende Ergänzung betrachtet wird, sehe ich diese Anträge positiv im Interesse meiner Heimatstadt.

 

Danke für die aktive Aufmerksamkeit!

Ihr

CHristoph Neumann

– Ratsherr –

 

PS: Es gilt das gesprochene Wort!