Vorlage VII-DS-07776

Bebauungsplan 445 „Wohnquartier Zur Alten Brauerei“ Stadtbezirk: Nordwest, Ortsteil: Lützschena-Stahmeln; Satzungsbeschluss

 

Sehr geehrter Oberbürgermeister Jung,

wertgeschätzte Bürgermeister und Ratsmitglieder,

ehrenwerte Bezirksbeiräte und Ortschaftsräte,

liebe Gäste im Saal und vor den Bildschirmen!

 

Meine Rede steht unter dem Motto: “Ein Traum könnte wahr werden!“

Seit fast 30 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Leipzig-Lützschena.

Die Bezeichnung Lützschena geht auf den slawischen Begriff “Luzsene“ zurück. Der Begriff “lute“ bedeutet im Wendischen soviel wie Lage; und “schene“ bedeutet soviel wie schön. Das lässt sich übertragen mit “schöne Lage“; und dass trifft es genau. Dazu kam das frische Wasser aus der Aue.

 

Das Rittergut Lützschena wird am 6.September 1278 erstmalig urkundlich erwähnt. Ab ungefähr 1750 wurde hier Bier gebraut und galt auf Grund seines Brauwasser als berühmt. Der Ausschank des Lützschenaer Bieres erfolgte im Burgkeller von Leipzig bereits 1795.

Ab 1826 gab es den Gasthof neben der Brauerei. Die letzten großen gewaltigen Erweiterungen der Brauerei entstanden in den Jahren 1926-1928. Dominant war das neue Sudhaus mit seinem weithin sichtbaren Kupferdach, neben dem Bismarckturm das Wahrzeichen Lützschenas. Dazu kam das Werkstattgebäude mit dem Uhrturm, bis heute ein Zeugnis einstiger wirtschaftlicher Blüte der Brauerei und moderner Industriearchitektur.

 

Seit 1905 fährt die Leipziger Straßenbahn bis nach Lützschena, ab 1910 wurde sie bis Schkeuditz weitergeführt.

 

Im August 1945 wurde die Region sowjetische Besatzungszone. Die Sternburg Brauerei kam unter Kontrolle der sowjetischen Militärverwaltung. Am 1.Juli 1947 wurde sie in deutsche Hände zurückgegeben.

 

Ab dieser Zeit war die Brauerei ein Volkseigener Betrieb (VEB). Die Brauerei produzierte weiter und entwickelte sich zu einem Exportbetrieb. Das Sternburg-Bier wurde gern getrunken. Noch im Jahre 1989 wurden in der Brauerei von fast 500 Beschäftigten jährlich 500.000 Hektoliter Bier produziert.

 

Die Brau- und Brunnen AG mit Sitz in Dortmund bekam die Brauerei von der Treuhandgesellschaft zur Abwicklung der volkseigenen Wirtschaft übereignet. Proteste von Belegschaft, Gemeinderat, Familie von Sternburg und der evangelischen Kirchgemeinde konnten die Schließung der Brauerei am 31.August 1991 nicht verhindern. Der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Lützschena fiel weg.

Seit über 30 Jahren ist das Gelände dem Verfall preisgegeben. Unzählige Versuche wurden unternommen die Gemäuer wieder mit Leben zu erfüllen.

Mit der Aufstellung des B-Planes geht eine viel zu lange Zeit der Suche nach Nutzungen, Gestaltungsgrundsätzen und Investoren zu Ende.

 

Weitgedachtes Bauen hat in Leipzig-Lützschena Tradition.

 

Revolutionäres Bauen war in Lützschena schon zu Beginn des 20 Jahrhunderts möglich. Es entstand mit der Gartenstadtbewegung. Ein Anwalt aus Leipzig (Dr. Bruno Peglau) hatte im Jahr 1906 ein Gut gekauft. Er entwickelte einen kühnen Plan zur Neugestaltung. Zuerst ließ er in den Jahren 1909-1911 die 21 Häuser im Dorettenring errichten; in die kulturelle Freigeister einzogen.

 

Diese sollten kaufwillige Städter animieren, freistehende Häuser im Grünen zu erwerben. Das Projekt Gartenstadt begann 1911. Aus unterschiedlichen Gründen, wie I.Weltkrieg [1914-1918] und die nachfolgende Inflation kam das weitsichtig gedachte Bauprojekt zum Erliegen. Nur ein Bruchteil der geplanten 135 Häuser wurde errichtet.

 

Diese stehen heute noch und erfreuen sich großer Beliebtheit. Bis zur Wende im Jahr 1989 wurde in Lützschena nur sporadisch gebaut.

 

Erst in den 1990 Jahren wurde die Wohngebiete Am Auengrund und in der Hohlen Gasse errichtet. In den 2010 Jahren kam das Wohngebiet Am Heidegraben dazu.

 

Das geplante neue Wohngebiet, Wohnquartier Zur Alten Brauerei, mit rund 500 Wohneinheiten wird dem Stadtteil Lützschena zu neuem Glanz und Lebensqualität verhelfen.

 

Mit dem Wohngebiet wird ein neues Gemeindezentrum, inklusive einem Nahversorger, entstehen. Unmittelbar an der Tramstation im Herzen des Ortes wird dieses Haus ein Kommunikationspunkt sein. Viele Bürger, besonders die älteren, können dann zu Fuß wichtige Dinge selbstständig erledigen und brauchen nicht mehr nach Schkeuditz oder Stahmeln fahren.

 

Das örtliche Vereinsleben wird durch die Konzentration der Vereinsbüros an einer Stelle und durch einen neuen großen Gemeindesaal regelrecht aufblühen, davon bin ich als Mitglied im Heimatverein überzeugt.

 

Wertgeschätzte Kollegen der anderen Fraktionen, stimmen Sie diesem Bebauungsplan zu. Seine Verwirklichung dient den Menschen in Lützschena und Umgebung. Dafür sind wir als gewählte Stadträte in der Verantwortung.

 

Dann stimmt das Motto für die Bürger in Leipzig-Lützschena:

 

“Ein Traum wird wahr!“

 

Danke für die aktive Aufmerksamkeit!

Ihr

CHristoph Neumann

– Ratsherr –

 

PS: Es gilt das gesprochene Wort!