Vorlage VII-DS-09636

Stellungnahme der Stadt Leipzig im bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren zur Änderung des Rahmenbetriebsplanes „Kiessandtagebau Zitzschen“ (Gemarkung Knautnaundorf)

 

Sehr geehrter Oberbürgermeister Jung,

wertgeschätzte Bürgermeister und Ratsmitglieder,

ehrenwerte Bezirksbeiräte und Ortschaftsräte,

liebe Gäste im Saal und vor den Bildschirmen!

 

Worum geht es hier eigentlich? Die Mitteldeutsche Baustoffe GmbH hat beim Oberbergamt die Änderung des Rahmenbetriebsplanes für den Kiessandtagebau in Zitzschen beantragt. Mit dem aktuellen Antrag wird eine Änderung dergestalt begehrt, dass künftig im Nassschnitt abgebaut werden soll.

 

Die Stellungnamen der einzelnen betroffenen Dezernate in Leipzig lauten: Alle beteiligten Ämter äußerten Bedenken gegen das Vorhaben.

Beim Lesen könnte man vermuten, dass hier ein politisch gewünschtes Ergebnis erbracht wurde. Das Abbaugebiet befindet sich nur zu ca. 10% auf Leipziger Flur. Ihre Stellungnahme könne man unter Umständen verstehen, wenn Leipzig komplett davon betroffen wäre.

Der im Text angeführte Erhöhung des Wirtschaftsverkehrs kann aus meiner Sicht nicht nachvollzogen werden, da der Antragsteller nicht die Erhöhung des Abbauvolumen beantragt hat, sondern das Abbauverfahren ändern möchte.

 

Sofern sich alle beteiligten Kommunen so negativ wie Leipzig äußern, wird der Kiesabbau verhindert. Kies, Sand und Schotter werden aber für den Häuser- und Straßenbau benötigt. Sofern wir hier den Abbau einstellen, werden die benötigte Rohstoffe dann aber mit Zügen oder Lastern von Schlesien nach Sachsen gebracht. Schließlich freuen sich die dortigen Unternehmen, aber unsere Häuslebauer müssen dann Ihre Entscheidung teuer bezahlen.Die langen Transportwege verursachen mehr Emissionen als ein Abbau bei Leipzig. Verantwortungsbewusstsein sieht anders aus!

 

Ihre politische Denke ist wahrscheinlich so, dass Sie nach dem St.-Florians-Prinzip arbeiten oder nach Heinrich Heine aus „Deutschland ein Wintermärchen“ frei zitiert: „Sie predigten Wasser und tranken Wein“.

 

Es ist genau wie ihr Elektrokonzept. Wir fahren hier in Europa die sogenannten sauberen E-Autos, aber in Lateinamerika (Argentinien, Bolivien, Chile) werden ganze Landstriche zerstört. Durch den hohen Wasserverbrauch bei der Lithiumförderung müssen die dortigen Bauern, meist Indianer, ihre Felder aufgeben, und gehen jetzt betteln. Das ist gelebte grüne Doppelmoral.

Ich kann die Einwohner vom Stadtteil Knautnaundorf verstehen, dass sie sich aus ihrem Erleben gegen den Abbau wenden, da sicherlich Lärm und Schmutz gerechtfertigte Kritikpunkte sind.

 

Persönlich bin ich als Leipziger vom Flug- und Bahnlärm betroffen, da der nördliche große Rangierbahnhof und der Flughafen in meiner Wohnortnähe täglich pausenlos arbeiten.

Ich gebe aber zu bedenken, wenn wir uns alle immer gegen die laufenden Notwendigkeiten oder den Fortschritt wenden und nicht für Kompromisse bereit sind, werden wir uns, sinnbildlich gesprochen, im Mittelalter wiederfinden.

 

Ein positives Beispiel möchte ich Ihnen nennen. Annähernd 100 Jahre wurde um Leipzig herum Kohle abgebaggert. In den letzten 30 Jahren ist aus einer Bergbaulandschaft eine Seenlandschaft geworden. Für einige Menschen trifft es sogar beruflich zu; sie wurden vom Bergmann zum Seemann. Der Erholungswert des Seenlandes wird heutzutage von Keinem mehr bestritten. Die Bedenkenträger von damals sind längst verstummt.

 

Nach dem Kiesabbau im Jahr 2051 sollen 3 geflutete Teiche entstehen. Diese eignen sich auf Grund ihrer rechteckigen Form optimal für die Fischzucht. Das ist für die spätere Versorgung der Leipziger sehr nachhaltig.

 

Um auf die angesprochen Wasserverdampfung zu kommen, möchte ich einen alther bekannten Vorschlag unterbreiten. Pflanzen Sie im unmittelbaren Uferbereich Bäume. Die Baumkronen helfen die Windkraft, die für die Verdunstung mit verantwortlich ist, zu minimieren. Gleichzeitig sind diese kleinen Wäldchen optimale Lebensräume für andere Pflanze und Getier.

 

Wenn wir wieder verantwortungsvoll in Generationen denken wöllten und die Wertschätzung der Arbeit wirklich beachten würden, dann gilt auch für uns Leipziger das chinesische Sprichwort:

 

Die erste Generation pflanzt den Baum,

die zweite Generation gießt den Baum und

die dritte Genration genießt den Schatten.

 

Danke für die aktive Aufmerksamkeit!

Ihr

CHristoph Neumann

– Ratsherr –

 

PS: Es gilt das gesprochene Wort!